Warum genetische Vielfalt zählt

Nicht nur in Blumenwiesen, auch im Wald sollte genetisch vielfältiges Saatgut verwendet werden.

In der Schweiz setzt der Waldbau zwar zu über 90% auf eine natürliche Waldverjüngung. Dennoch pflanzen Forstleute jedes Jahr bis zu drei Millionen junge Bäume und Wildsträucher, etwa nach einer Lawine oder um Wälder auf das zukünftige Klima vorzubereiten; Wälder sollen anpassungs- und widerstandsfähig bleiben.

Dafür braucht es genetisch unterschiedliche Bäume. Denn je unterschiedlicher ihre Erbanlagen, desto höher die Chance, dass einzelne Jungpflanzen Hitze, Trockenheit oder neue Krankheiten überstehen. 

Das beginnt schon beim Sammeln der Samen. Doch aus Zeit- und Kostengründen wird Saatgut oft nur von wenigen Bäumen geerntet. Das kann zu einer geringeren genetischen Vielfalt führen und sich somit negativ auf die nächste Generation von Bäumen auswirken.

Wie viel genetische Vielfalt genügt?

Wir haben mit molekulargenetischen Analysen (Mikrosatelliten) untersucht, wie man möglichst vielfältiges Eichensaatgut in einem Samenernte­bestand sammelt. Entscheidend sind dabei die Anzahl der Mutterbäume und die Anzahl Eicheln pro Baum.

Das Ergebnis: Bereits 100 Eicheln pro Mutterbaum reichen aus, um fast die gesamte genetische Bandbreite seiner Samen abzudecken – eine Zahl, die mit der heutigen Erntepraxis gut erreicht wird. 

Um 95 % der genetischen Vielfalt eines ganzen Samenerntebestands zu erfassen, braucht es jedoch Samen von über 40 verschiedenen Mutterbäumen. Das ist deutlich mehr als üblich – aber bei Eichen durchaus machbar.

Bei Baumarten, die für die Samenernte beklettert werden müssen, ist dies zu aufwändig. Doch eines ist klar: Die richtige Samenernte ist wichtig für einen zukunftsfähigen Wald.

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