eDNA: Das Unsichtbare sichtbar machen ¶
Jedes Lebewesen hinterlässt in der Umwelt Spuren seines Erbguts, etwa über Hautschuppen, Pollen, Haare oder Kot. Diese Umwelt-DNA, kurz eDNA (engl. environmental DNA) analysieren wir, um Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen nachzuweisen.
Die auf eDNA basierenden Verfahren revolutionieren das Monitoring der Biodiversität in vielerlei Hinsicht:
- Nicht-invasive Probennahme: Es genügt eine Wasser-, Boden- oder Luftprobe – die Lebewesen selbst werden minimal gestört.
- Hohe Sensitivität: Auch stark fragmentierte oder winzige Mengen DNA lassen sich zuverlässig analysieren.
- Gigantische Informationsmenge: Aus einem einzigen Kubikzentimeter Umweltprobe lassen sich Gigabytes an DNA-Sequenzdaten gewinnen.
- Hohe Effizienz: Selbst seltene oder versteckt lebende Arten können aufgespürt werden.
Trotz der vielen Vorteile und der Kosteneffizienz von eDNA-Ansätzen bleiben klassische Monitoringverfahren unverzichtbar – nicht zuletzt, weil sie auf dem Wissen erfahrener Expertinnen und Experten beruhen.
Wie wir eDNA analysieren ¶
Eine eDNA-Analyse erfordert höchste Sorgfalt, um verlässliche und komplexe Rückschlüsse zu ziehen:
- Für die Probenahme verwenden wir ausschliesslich DNA-freies Material.
- eDNA-Proben enthalten oft DNA-Fragmente in winzigen Mengen. In solchen Fällen arbeiten wir in einem speziellen Reinluftlabor an der WSL, um Verunreinigungen zu vermeiden.
- Metabarcoding ermöglicht, gleichzeitig viele Arten in einer Probe nachzuweisen. Dabei vervielfältigen wir einen bestimmten DNA-Abschnitt mittels PCR, um genug Material für Analysen zu erhalten. Dieser Abschnitt – auch Barcode-Region – ist so ausgewählt, dass er im Erbgut aller Arten einer Zielgruppe vorhanden ist.
- Mithilfe leistungsstarker bioinformatischer Programme analysieren wir die Zusammensetzung der Proben und gleichen die Sequenzen mit Referenzdatenbanken ab. So können wir die in der Umweltprobe enthaltenen Arten – oder zumindest ihre höheren taxonomischen Gruppen – bestimmen.
Wozu wir eDNA-Analysen einsetzen ¶
Erkenntnisse aus eDNA-Analysen lassen sich in der Umweltforschung und im Naturschutz sehr vielseitig einsetzen. Hier ein paar Beispiele aus Projekten an der WSL:
- Wir erfassen die Verbreitung von Pilzarten in der Schweiz für die Rote Liste gefährdeter Arten.
- Wir spüren invasive Arten wie den Eschenprachtkäfer frühzeitig auf.
- Wir vergleichen Artgemeinschaften in verschiedenen Lebensräumen.
- Wir weisen nach, welche Amphibien in Teichen oder welche Wildtiere in der Stadt Zürich vorkommen.
- Wir untersuchen grossflächig die Bodenbiodiversität in Schweizer Waldböden.
eDNA-Methoden haben ein grosses Weiterentwicklungspotential, woran wir uns an der WSL aktiv beteiligen. Dank noch präziserer Technologien werden wir ausserdem künftig auch ältere, gefroren gelagerte DNA-Proben erneut analysieren können.
Daten aus eDNA-basierten Projekten der WSL, der ETH Zürich und der globalen Initiativen WildinSync sind auf dem WSL-Datenportal EnviDAT verfügbar.